Internationale Sommerfakultät

„Von Studierenden für Studierende“ lautet das Motto der zweijährlich stattfindenden Internationalen Sommerfakultät (Sofa) an der HSF Meißen. Die sechstätige Fakultät besteht aus Fachvorträgen, Ausflügen und Get-Togethers mit unseren deutschen und europäischen Partnern. Dabei steht der fachliche und persönliche Austausch im Vordergrund.

Die Studierenden der HSF Meißen können die Planung, Durchführung und Nachbereitung der Internationalen Sommerfakultät in jedem Schritt begleiten. Während der Veranstaltung verantworten studentische Teams beispielsweise die Moderation, mediale Betreuung und Öffentlichkeitsarbeit.

Die nächste Sofa findet vom 11. bis 15. August 2025 statt.

Informationen zur Sommerfakultät 2025 gibt es hier.

So war die Sofa 2023 ...

Liv Lohwasser, Josi Wähnelt, Vanessa Gutheil
Studentisches Team Öffentlichkeitsarbeit der Sommerfakultät 2023

Internationale Sommerfakultät – Demokratie und Europa – vom 21. bis 26. August 2023

Erstmalig seit dem Jahr 2018 konnte wieder eine Sommerfakultät (Sofa) an der HSF Meißen stattfinden. Ziel der Veranstaltung war es, den teilnehmenden Studentinnen und Studenten aus Polen, Tschechien, der Ukraine und Deutschland sowie der Partnerhochschulen die Möglichkeit zu geben, gemeinsam mit Referentinnen und Referenten der Partnereinrichtungen ihre Kenntnisse über das jeweilige Rechts- und Verwaltungssystem zu vertiefen, Visionen zu entwickeln und Impulse zur Gestaltung einer zukunftsorientierten europäischen Verwaltung zu geben.Im Vorfeld bereiteten unzählige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hochschulverwaltung in Zusammenarbeit mit Frank Roleder, den studentischen Teams „Technik“, „Moderation“ und „Öffentlichkeitsarbeit“ sowie einigen Dozentinnen und Dozenten die Veranstaltung unter der Projektleitung von Prof. Dr. Thomas M. Schimmel in monatelanger Arbeit vor. Normalerweise findet die Sommerfakultät alle zwei Jahre statt, so dass eine Übergabe des organisatorischen Wissens von den Studierenden an die Studierenden erfolgen kann. Nach fünfjähriger Sofa-Pause war die Informationsbeschaffung wesentlich anspruchsvoller und herausfordernder. Dennoch haben alle Organisatorinnen und Organisatoren Hand in Hand gearbeitet und waren zwar aufgeregt, aber auch in freudiger Erwartung als der 21. August anbrach:

Die Sommerfakultät startete am Montag um 10 Uhr in der Mehrzweckhalle der HSF Meißen. Der Rektor Herr Prof. Dr. Frank Nolden eröffnete die Veranstaltung, gefolgt von Grußworten der Vertreterinnen und Vertreter der Partnerhochschulen, Frau Prof. Olga Tsaryk (Ukraine), Herrn Dr. Rudolf Heidu (Tschechien) und Frau Dr. Anna Stolarczyk-Gembiak (Polen). Dabei wurde besonders die Möglichkeit zum Wissensaustausch und der Inspiration, welche die Sommerfakultät bietet, betont. Zudem wurde darauf hingewiesen wie wichtig die Investition in junge Menschen und eine gemeinsame Zukunft ist und wie solche Veranstaltungen zur Vernetzung beitragen. Danach stellte sich das studentische Moderationsteam vor und leitete zum ersten Vortrag der Sommerfakultät 2023 über: „Klimawandel, Ukrainekrieg und andere aktuelle Herausforderungen“ von Herrn Prof. Dr. Thomas M. Schimmel. Er wies darauf hin, dass Gesellschaften sich stetig verändern, nur durch Streit ein Kompromiss möglich ist und man stets die Möglichkeit zur Diskussion nutzen sollte, z.B. auch im Rahmen der Sommerfakultät. Das Highlight des Tages war der Besuch des Ministerpräsidenten Herrn Michael Kretschmer. Nach einer kurzen Rede stellte das Moderationsteam ihm bereits online gesammelte Fragen und nahm auch Publikumsanfragen entgegen. Thematisiert wurden dabei erst persönliche Fragen, aber auch der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine, der Klimawandel, Grenzkontrollen, Rechtsextremismus, Digitalisierung und die „4-Tage-Woche“ wurden ausführlich besprochen. Ab 13 Uhr gab es die Möglichkeit mit dem Ministerpräsidenten selbst ins Gespräch zu kommen und Fotos zu machen. Danach folgte ein Fachvortrag von Frau Dr. habil. Renata Kusiak-Winter über Klimawandel und Demokratie, indem sie im aktuellen Bezug über die Ukraine sprach. Das Fachprogramm fand dadurch einen emotionalen Abschluss.

Am Nachmittag ging es für die Teilnehmenden der Sofa in die Meißner Porzellanmanufaktur. Dort erhielten sie eine Führung, die Einblicke in die Herstellung und Bemalung des berühmten Meißner Goldes zeigte. Im Anschluss konnte man Sonderausstellungen des Porzellans entdecken und viele weitere kreative Inspirationen gewinnen.

Danach ging es weiter zum Stadtrundgang in Meißen. Dabei lernten sowohl Gäste als auch Einheimische viel Wissenswertes über die Gassen, Plätze und historischen Orte der Innenstadt. Dabei blieben besonders der Marktplatz mit der Frauenkirche, das Postgässchen und die Meißner Fummel in Erinnerung.

Zum Tagesabschluss gab es einen gemütlichen Grillabend, bei dem alle miteinander ins Gespräch kamen und sich besser kennenlernten. Das gemütliche Lagerfeuer lud zu gemeinsamen Liedern ein, die sowohl auf deutsch, englisch und ukrainisch gesungen wurden.

Im ersten Vortrag des Tages ging es um die Fragestellung „Was ist Demokratie?“ mit der Referentin Agnes Scharnetzky, Fraktion Bündnis90/Die Grünen. Mit Jonas Löschau als junges Mitglied des Kreisrates Bautzen sprachen die Anwesenden anschließend zum Thema „Was meint Demokratie für junge Generationen?“ Die hier aufgeführten Aspekte, Beteiligungsformate und Möglichkeiten besonders für junge Menschen sprachen das studentische Publikum sichtbar an. Julian Strechel als ebenfalls junger Politiker aus Görlitz stiegt direkt in die Diskussion ein.

Daran anschließend folgten Vorträge der polnischen Studierenden und der Vortrag von Herrn Dr. Heidu zum Thema „Das demokratische System Tschechiens und welche Probleme es zu bewältigen hat“. Den Abschluss bildete der Vortrag aus der Ukraine „Das demokratische System der Ukraine und welche Herausforderungen es zu bewältigen hat“.

Am Nachmittag ging es mit Volleyball, Fußball und Eierweitwurf besonders sportlich zu und den Abschluss des Tages bildete eine gemeinsame Disko.

Der 23. August startete mit einer Führung durch die Meißner Albrechtsburg. Die älteste Burg Deutschlands wurde 929 auf Befehl von König Heinrich I. in Form einer Wehranlage errichtet. Die Burg, wie wir sie heute kennen, wurde erst zwischen 1471 und 1524 im Auftrag der Brüder Ernst und Albrecht von Wetttin gebaut. Lange wurde sie nicht genutzt, ehe 1710 die erste Porzellanmanufaktur Europas unter August dem Starken dort einzog. Knapp 150 Jahre lang wurde in der Albrechtsburg Porzellan hergestellt bis die Manufaktur auszog und durch eine umfassende Renovierung das ursprünglich gotische Erscheinungsbild wiederhergestellt wurde. Ergänzt wurde dieses um aufwendige Wandgemälde, die die Geschichte der Burg erzählen. Heute zeigt die erste Etage die Frühgeschichte der Burg.

Anschließend durften die Sofa-Teilnehmenden einem Orgelkonzert im Dom beiwohnen, bevor es dann 13:35 Uhr mit einem Podiumsgespräch zum Thema „Die Zukunft Europas - wie umgehen mit Krieg, Populismus und Nationalismus?“ mit drei Abgeordneten aus dem Europäischen Parlament in der Mehrzweckhalle weiterging. Anna Cavazzini (Bündnis90/Die Grünen), Matthias Ecke (SPD) und Dr. Peter Jahr (CDU) diskutierten mit den Studierenden über diese hochaktuelle Frage. In der Diskussion wurde deutlich, dass sich die drei Abgeordneten gut kennen und auch mögen – bei den Fragen aber durchaus unterschiedlicher Meinung sind. Danach lauschten alle dem Vortrag zum Thema „Europa und Menschenrechte“ von Michelle Tredup, die für Amnesty Europe Action arbeitet. Anschließend lernten die Anwesenden etwas über die wehrhafte Demokratie und zu der Frage „Wie umgehen mit Feinden der Demokratie in der Staatsverwaltung“, worüber Dr. Matthias Probst vom Sächsische Staatsministerium für Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung referierte. Das Fachprogramm endete mit einem Vortrag von Sophie Pojar zum Thema „Reichsbürger und Selbstverwalter – der richtige Umgang der Verwaltung mit Feinden der Demokratie“. Pojar machte deutlich, wie viel Gefahr von dieser kleinen Gruppe mit merkwürdigen Ideen ausgeht und warnte eindrücklich, das Problem nicht zu unterschätzen. Den ausländischen Gäste klingelten bei diesem Thema vermutlich die Ohren, weil die Reichsbürgerproblematik ein wohl sehr deutsches Thema ist.

Abends konnten am Wohnheim Meißen Bohnitzsch ein leckeres Abendbuffet des Mensabetreibers Dorfner genossen werden, bevor der Tag mit einem Filmabend endete.

Zur Fachexkursion startete man am Donnerstagmorgen. Ziel war die Gedenkstätte Bautzen, ein ehemaliges Gefängnis, das von GESTAPO und STASI die für Unterbringung von politischen Gefangenen benutzt wurde. Dort besichtigten alle die alten Gefängniszellen und erhielten vollumfängliche Informationen über den Zweck des Gefängnisses, die Vorgehensweisen der Wärter und einigen Leidensgeschichten von Gefangenen. Dabei erfuhr man das aller 15 Minuten, sowohl Tag und Nacht Kontrollen durchgeführt wurden, das Essen extra mit Mäusekot verschmutzt wurde, der Zugang zu einer Toilette verboten und Gefangene ohne Grund über mehrere Jahre komplett isoliert wurden. Besonders schockiert, waren die Studierenden von der Geschichte dreier Jugendlicher im Alter von 14 bis 16 Jahren, die ihrem Russisch-Unterricht einmal ferngeblieben sind. Als Strafe wurden zwei Jungen hingerichtet, nur ein Junge wurde begnadigt und zur Zwangsarbeit des Landes verwiesen. Eine andere unglaubliche Geschichte handelte über den einzigen geglückten Fluchtversuch aus dieser Zeit, welcher aber nach neun Tage Freiheit mit einer Festnahme endete. Ein – auch für die Gäste aus Polen, Tschechien und der Ukraine – sehr emotionaler Programmpunkt, sah man doch hier das wahre Gesicht der DDR und des SED-Regimes, das heute oft durch Ostalgie verdeckt wird.
Danach ging es nach Königstein zur Mittagspause – sehr lecker und wieder von der HSF-Mensa zubereitet. Vom Elbstrand starteten nach der Stärkung zehn Schlauchboote in Richtung Pirna. Mit jeweils zehn Personen an Bord wurde gepaddelt. Dabei hatten alle sehr viel Spaß, auch wenn einige Schlauchboote später als gedacht das Ziel erreichten. Einige sahen sogar zufällig Filmkulissen zur ARD-Serie „WaPo“, andere sprangen zur Abkühlung ins kühle Nass. Der wasserscheue Teil der Gruppe erkundete zur gleichen Zeit die Festung Königstein. Dort konnte man die wunderschöne Aussicht auf die angrenzende Sächsische Schweiz genießen und außerdem die Ausstellungen des Schatzhauses, des Fasskellers oder der Garnisonskirche besuchen. Der Tag endete für alle Teilnehmenden wieder in Meißen, wo noch einmal die Möglichkeit bestand, sich mit den anderen bei einem Getränk auszutauschen und den letzten Abend ausklingen zu lassen.

Am 25. August trafen sich alle um 9 Uhr in der Mehrzweckhalle auf dem Campus der HSF Meißen. Im Open Space-Format ging es an neun unterschiedlichen Stationen mit Dozentinnen und Dozenten aus Deutschland, Polen und Tschechien, dem HSF-Studenten Alaa Yaha, dem sächsischen Landtagsabgeordeneten Valentin Lippmann sowie einer Vertreterin der sächsischen Jugendstiftung um Fragestellungen rund um das Thema, wie man Demokratie und Frieden stärken könnte: Hier wurde über Migration und Integration gesprochen, über Vorurteile sowie Kommunalpolitik diskutiert, verschiedene Formen von Demokratie oder Außenpolitik erörtert, den Umgang mit Feinden der Demokratie besprochen oder die Verantwortung der Reichen für die Gesellschaft beleuchtet. Lebendige Diskussionen in der ganzen Halle auf Deutsch, Englisch, Polnisch oder Tschechisch.

Nach der Auswertung des intensiven Open-Space und einem Vortrag von Dr. Rudolf Heidu über die ehemalige Außenministerin der USA, Madleine Albright, endetet der offizielle Teil der Sommerfakultät mit einer Danksagung durch Prof. Dr. Nolden und polnischen Teilnehmerinnen: Allen Beteiligten an der Sofa 2023 aus Verwaltung, Mensa, Haustechnik und Dozentenschaft wurde Respekt gezollt und besonders die studentischen Teams erhielten – zu Recht! – große Anerkennung und Applaus.

Zum Abschluss des offiziellen Teils der Sofa wurden die Gäste auf die Wiese vor Haus 1 gebeten, wo alle Aufstellung für ein großes Peace-Zeichen einnahmen, das via Drohne von oben fotografisch festgehalten wurde. Eine Friedensbotschaft als Symbol der Sommerfakultät 2023 – ein würdiger und ergreifender Abschluss.Der Tag endete für die Teilnehmenden, die noch nicht abgereist waren, mit einem letzten Beisammensitzen im Wohnheim Meißen Bohnitzsch. Im Gegensatz zu den vorherigen Abenden mit einwandfreiem Wetter bereitete allerdings an diesem Abend eine Sturmböe dem gemütlichen Zusammensein ein abruptes Ende: Umgeworfene Bierbänke und ein fast weggeflogenes Zelt waren Ergebnis eines vorbeiziehenden Sturmtiefs und nicht etwa eines vorübergehenden Stimmungstiefs der Teilnehmenden.

Für diejenigen, die erst am Sonntag abfuhren, gab es am Samstag noch ein Bonusprogramm: Ein Ausflug in die Landeshauptstadt Dresden. Mit einem Doppeldeckerbus fuhren alle noch verbliebenen Teilnehmerinnen und Teilnehmer vom Wohnheim Bohnitzsch aus an der Elbe entlang nach Dresden, wo sich direkt eine Stadtrundfahrt vorbei am Residenzschloss, der Brühlschen Terrasse, dem Hygiene-Museum und vielem mehr anschloss.

Der erste Halt fand am Panometer Dresden statt. Dort wurde die aktuelle Ausstellung „Dresden im Barock“ angeschaut. Das eindrucksvolle Panoramabild zeigte einen Ausschnitt der Stadt mitten im 18. Jahrhundert mit all ihren Facetten und vielen kleine Details.

Nach einem Zwischenstopp in der Kunsthofpassage gab es etwas Freizeit, um selbst einige Orte zu erkunden oder eine Mittagspause zu machen. So konnten man Sehenswürdigkeiten wie die Frauenkirche oder den Zwinger besichtigen. Den Abschluss machte ein Besuch in der Semperoper, ein imponierendes Beispiel für neoklassizistische Architektur. Im Inneren erwartete alle ein prächtiger Zuschauerraum mit einer atemberaubenden Decke, die von kunstvollen Gemälden geschmückt ist. Alle Sitzplätze sind komfortabel und bieten eine gute Sicht auf die Bühne.

Anschließend reisten die restlichen Gäste der diesjährigen Sommerfakultät wieder ab. Die Köpfe voll mit Inspirationen, Informationen, Erkenntnissen, Erlebnissen und Abenteuern, neuen Freundschaften und hoffentlich langanhaltenden Kontakten.

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