Beschäftigtenbefragung in der Sächsischen Staatsverwaltung zur besonderen Arbeitssituation während des coronabedingten Lockdowns

 

Die SARS-CoV-2-Pandemie hat die Lebens- und Arbeitssituation vieler Menschen grundlegend verändert. Die Infektionsschutzmaßnahmen und der erste sog. Lockdown von Mitte März bis Mitte Mai 2020 führten dazu, dass auch Beschäftigte der Sächsischen Staatsverwaltung plötzlich und ohne wesentliche Vorbereitungszeit von zu Hause aus arbeiten mussten – und es dank digitaler Möglichkeiten auch konnten.

Die Arbeitsgemeinschaft der Hauptpersonalräte der Behörden und Einrichtungen der Sächsischen Staatsverwaltung, vertreten durch Herrn Andreas Spieker, initiierte in dieser Situation eine Beschäftigtenbefragung zur besonderen Arbeitssituation, die von der Hochschule Meißen (FH) und Fortbildungszentrum durchgeführt wurde. Die Befragung stand unter der Schirmherrschaft von Herrn Staatssekretär Thomas Popp, Staatssekretär für Digitale Verwaltung und Verwaltungsmodernisierung, Mitglied der Staatsregierung und Chief Information Officer (CIO).

Zwischen Mitte Juni bis Mitte Juli 2020 wurden über die Hauptpersonalräte bzw. Örtlichen Personalräte etwa 22.500 Beschäftigte zu einer Online-Befragung über das Beteiligungsportals des Freistaates Sachsen eingeladen. 8.210 Beschäftigte nahmen an der Befragung teil, das entspricht einer Beteiligungsquote von 36,5%. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an alle Teilnehmer:innen – Sie haben damit zur deutschlandweit größten Beschäftigtenbefragung zum Arbeiten während des ersten Lockdowns beigetragen!

Nach einer ersten Blitzauswertung vom Oktober 2020 liegt nun der Endbericht über die Situation während des ersten Lockdowns vor und wurde am 26. März 2021 von Herrn Andreas Spieker an den Ministerpräsidenten Herrn Michael Kretschmer überreicht.

 

Wesentliche Ergebnisse auf einen Blick:

  • Zwei Drittel der Teilnehmer:innen haben überwiegend von zu Hause aus gearbeitet. Über die Hälfte der Teilnehmer:innen hatte neben der Arbeit auch Betreuungsaufgaben für Kinder oder pflegebedürftige Angehörige.
  • Die am häufigsten benannten Vorteile des Arbeitens von zu Hause aus sind der Wegfall der Wegezeiten und -kosten, die zeitliche Flexibilität, die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Betreuungsaufgaben bzw. Privatleben sowie die bessere Konzentration auf die Arbeitsaufgaben. Die am häufigsten genannten Nachteile beziehen sich auf die unzureichende technische Ausrüstung, auf die mangelhafte Ausstattung des häuslichen Arbeitsplatzes, die parallele Wahrnehmung von Betreuungsaufgaben sowie auf die Reduktion der körperlichen Bewegung.
  • Ein Großteil der Teilnehmer:innen war mit dem Arbeiten von zu Hause aus zufrieden.
  • Die große Mehrheit der Teilnehmer:innen war mit der Arbeit ihrer unmittelbaren Führungskraft zufrieden. Positiv wurden die Führungskräfte von Mitarbeiter:innen vor allem für ihre Gesprächsbereitschaft und ihre Empathie, für die Prioritätensetzung und Informationsweitergabe sowie für ihre Offenheit für kreative Herangehensweisen beurteilt. Verbesserungspotenzial wurde in folgenden Bereichen gesehen: Einbeziehung in Entscheidungen, Feedback zu erledigten Arbeitsaufgaben, technisches Knowhow, transparente Verteilung von Arbeitsaufgaben sowie Zusammenhalt des digitalen Teams.
  • Verbesserungsbedarfe auf Ebene der Organisation sahen die Teilnehmer:innen vor allem bezüglich der Offenheit der Organisation gegenüber kreativen Herangehensweisen an die komplexen Problemlagen, bezüglich der technischen Unterstützung und der ihnen entgegengebrachten Wertschätzung.
  • Fortbildungsbedarfe sahen die Teilnehmer:innen für sich vor allem im technischen und im persönlichen Kompetenzbereich.
  • Eine klare Mehrheit befürwortet die Beibehaltung von Optionen des flexiblen Arbeitens. Nur 12,0% der Teilnehmer:innen wollen auch künftig ausschließlich am Arbeitsplatz arbeiten.

Die wichtigsten Schlussfolgerungen:

  • Die Corona-Pandemie hat die Dringlichkeit der digitalen Transformation unterstrichen und verstärkt. Die ‚neue Normalität‘ des ortsflexiblen Arbeitens ist Alltag geworden.
  • Die Zukunft gehört hybriden Arbeitsformen, bei denen sich räumlich und zeitlich flexibles Arbeiten und Präsenzarbeit in inspirationsfördernden Räumen abwechseln.
  • Die weitere digitale Transformation braucht einen Führungsstil, der die Besonderheiten virtueller Führung berücksichtigt. Digitale Zusammenarbeit braucht entsprechende Instrumente, wie z.B. Kollaborationsplattformen, um die aktive Partizipation aller Beteiligten zu ermöglichen.
  • Digitale Kommunikation über Diensttelefone, Videoplattformen, Telefonkonferenzen, Chats o.Ä. gehört zur neuen Normalität des Arbeitens. Sie muss den Anforderungen nach ganzheitlicher Informationssicherheit und umfassendem Datenschutz genügen und für alle Mitarbeiter:innen verfügbar sein.
  • Die digitale Arbeit braucht digitale Kompetenzen für Führungskräfte und Mitarbeiter:innen und das Erproben neuer, agiler Formen der Zusammenarbeiten.
  • Ein wertschätzender und sinnstiftender Kommunikationsstil sowie eine konstruktive Fehler- und Feedback-Kultur unterstützen die vorhandene Motivation der Mitarbeiter:innen.
  • Konflikte sind in der digitalen Transformation unvermeidlich. Es gilt, Behörden und Einrichtungen konfliktfest zu machen und die individuelle Konfliktkompetenz aller Mitarbeiter:innen zu stärken.
  • Das Thema Gesundes Arbeiten muss in der digitalen Transformation neu gedacht werden, die physische und psychische Gesundheit (Arbeitsintensivierung, Entgrenzung) müssen sowohl in Präsenz als auch im Homeoffice gesichert werden.
  • Der andauernde Digitalisierungsdruck erfordert die systematische Ausbildung des Nachwuchses für den öffentlichen Dienst und eine begleitende Fortbildung der Bediensteten und Beschäftigten. Die Hochschule Meißen (FH) und Fortbildungszentrum ist ein etablierter Austragungsort für die vom Freistaat Sachsen strategisch anzugehende Aus-, Fort- und Weiterbildung.
  • Die digitale Transformation führt zu einem erheblichen Wandel der Arbeitswelt auch in der öffentlichen Verwaltung, der durch angewandte Forschung begleitet werden sollte – die vorliegende Beschäftigtenbefragung ist ein guter Ausgangspunkt dafür.

Kontakt:

Für Fragen zur Studie und zum Bericht wenden Sie sich gern an Frau Prof. Dr. Samia Härtling und Frau Dr. Ute Enderlein über das Funktionspostfach beschaeftigtenbefragung-corona@hsf.sachsen.de.


Veröffentlichungen

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